Den Sieger erkennt man am Start - Den Verlierer auch.
Die Home-Office-Pflicht in der Schweiz ist aufgehoben. Jetzt gilt es, Mitarbeitende arbeitsfähig machen: Nicht, weil sie nicht arbeitsfähig wären, sondern weil das neue Zusammenkommen nach längerer Absenz nach einer Neuausrichtung, Bilanzierung und Würdigung verlangt und es ein Irrtum wäre, einfach ins alte Normal zurückzukehren, ohne den vorangegangen und künftigen Veränderungen Raum und Platz zu geben: Den Sieger erkennt man am Start, den Verlierer auch. Wir zeigen Ihnen die Schritte der Gewinner auf.

Mit einem neuen Vorgesetzten ändern sich meist der Führungsstil und damit die Beziehungen. Da Beziehungsgestaltung mit Führung eng zusammenhängt, ist es ein Muss für neue oder bestehende Arbeits- und Vorgesetztenkonstellationen, diese zu klären. Nur so sind Teams überhaupt arbeitsfähig. Genauso verlangen physische Absenzen wie Mutterschaftsurlaub, Sabbatical oder Covid 19-bedingtes Homeoffice einen aufbereiteten Wiedereinstieg. Um es vorweg zu nehmen: Individuelle Lösungen sind gefragt! Wer gegenseitige Erwartungen, Rollen, Erfahrungen und Verantwortungen in Teams oder Abteilungen, die sich neu- oder wieder formieren sorgfältig klärt, kennt die Summe aller individuellen Ansichten, Stolpersteine und Bedürfnisse. Wo die gegenseitigen Erwartungen und Rollen geklärt sind, können Abmachungen eingehalten und Arbeitsbeziehungen gestärkt werden. Wo Erfahrungen ausgetauscht werden, entsteht Lernen und Wissensvermittlung. Wo gelernt wird, sind die Voraussetzungen für Arbeitsfähigkeit gegeben. Deshalb tun Führungskräfte und Unternehmen gut daran in den nächsten Wochen dem Start besondere Aufmerksamkeit zu schenken:
1. Würdigung der bisherigen Zusammenarbeit im Team/Homeoffice/ehemaligem Vorgesetzen.
Würdigen bedeutet alle zu Wort kommen lassen und wertfrei entgegenzunehmen, was besonders geschätzt wurde, was individuelle Learnings waren, was als mühsam oder schwerfällig betrachtet wurde und deshalb nach Korrektur verlangt. Darunter gehört auch der gegenseitige Dank für den Umgang und das Engagement in und mit aussergewöhnlichen Momenten oder das Festhalten von besonderen Situationen, Lachern oder Momente der Verzweiflung die ein Spiegel der Zusammenarbeit waren. Gibt es einander etwas zu verzeihen? Viele Unternehmer und Inhaber haben einen sehr hohen Aufwand betrieben um Kurzarbeitsgelder, Infrastruktur oder Kredite zu beschaffen, um einen sicheren Fortbestand zu gewährleisten. Wir tun gut daran, alle Perspektiven in diesen Schritt einzubeziehen.
2. Austausch der Erfahrungen mit der eigenen Arbeitssituation, den Aufgaben und dem eigenen Arbeitsstil.
Hier gilt es vertiefter zu reflektieren und die Bedürfnisse, Lernfelder und Arbeitsstile der Teammitglieder zu erfassen: Was hab ich in Bezug auf meinen Arbeitsstil herausgefunden, in welchen Momenten konnte ich mich effizienter und besser konzentrieren, in welchen gerade nicht? Welche Kompetenzen anderer haben mir gefehlt und wie gelang es mir, diese einzuholen? Wie kam ich klar mit der Führung auf Distanz? Wie erlebte ich die Führung, wie die Teamkommunikation? Je offener und ehrlicher dieser Austausch gelingt, je mehr Lernfelder werden ersichtlich und wertvolle Entwicklungsmöglichkeiten werden benannt, die für die Arbeitsgestaltung in Zukunft wesentlich sind. In den Prozess des gemeinsamen Startens gehören auch das Festhalten von Gefühlen, Bedürfnissen und Rollen, schliesslich kann sich jemand durch Home-Office sehr einsam fühlen, während andere gerade den geringeren Austausch als wohltuend empfinden. Darauf gilt es ein besonderes Augenmerk zu richten, wenn man neue und künftige Arbeitsformen als individuelle, kompetenz- und rollenbezogene Form der Arbeit betrachten will.
3. Gegenseitige Erwartungshaltungen und Erfüllungsbereitschaft klären und in Einklang bringen.
Der wohl anspruchsvollste Akt liegt in der Klärung von Erwartungen und der Möglichkeit der Erfüllung. Hier scheint wichtig, dass der Fokus nicht nur in der Bedürfnisklärung liegt, sondern auch in der Bedarfsklärung: Was braucht das Unternehmen, die Organisation? Was brauchen die Mitarbeitenden? Nur wo Einklang ersichtlich ist, entsteht der Freiraum für Lösungen mit Sinn. Schliesslich gilt es aus den Erkenntnissen Spielregeln der Zusammenarbeit im Team zu definieren, die Lernfelder zu visualisieren und in die Agenda einzubringen. Eine gute Gelegenheit ist an diesem Punkt kulturelle Aspekte der Zusammenarbeit zu betrachten und den Grad an Vertrauen oder der Beziehungsqualität anzuschauen. Je nach Kommunikations- und Reflexionskompetenz von Teams könnten hier allerdings Einzelgespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden sinnvoller sein.
Ein Neustart ist eine Chance für Entwicklung und Lernen: Bereits 3 Stunden Investition in einem Raum oder auf der grünen Wiese mit dem Team, ein Flipchart für die Visualisierung unterstützen diesen vertrauensbildenden Anlass und unterstreicht etwas Wesentliches: Uns ist die Zusammenarbeit wichtig. Starten Sie gut! Ihre Kulturboosterin Manuela Broz