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Zukunftskompetenz Stil: Unternehmen brauchen Stilikonen!

Denn Stil ist mehr als eine Art, sich zu kleiden, zu sprechen oder zu geben. Stil ist eine Frage der Haltung, des Anstandes, Respekts und der Würde.

Die kollektive Komponente von Stil zeigt sich in der Unternehmenskultur. Schliesslich finden wir in ihr die Antwort auf die Frage wie und auf welche Art eine Organisation ihren Zweck erfüllt. Wie stehts um deinen „Style“?



Frau im Pijama am Labtop

Wir verwenden den Begriff Stil auf eine beschreibende Weise, wenn wir sagen, jemand habe einen bestimmten Stil, also etwa eine Art sich zu kleiden. Stil hat aber auch eine normative, wertende Komponente. Wenn wir sagen, jemand habe "Stil", dann meinen wir das in einem anerkennenden, respektvollen Sinn. Wir verbinden damit Attribute wie Eleganz, Geschmack, Anstand, Haltung und Würde.

Um es vorweg zu nehmen: Ich bin weder Stilexpertin noch möchte ich mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. Jedoch stelle ich in meiner Tätigkeit für Arbeits- und Unternehmenskultur fest, dass der Unternehmensstil bei weitem nicht dem entspricht, was sich die Beteiligten selbst wünschen. Und als Konsumentin erlebe ich, wie die meisten von uns die Bandbreite von miserablem bis exzellentem und beeindruckendem Stil. Warum ist das so?

Weil die Stilgestaltung dem Zufall überlassen wird wegen der Ansicht, dass es sich um eine individuelle Angelegenheit handelt, schliesslich hat jeder hat seinen eigenen Stil. Zusammen aber ergibt sich daraus einen Unternehmensstil. Und wenn der mal so und mal so ist, dann eben einen kunterbunten und willkürlichen Unternehmensstil. Die kollektive Betrachtung zum Thema könnte auf den ersten Blick als einengend empfunden werden; sie ist aber auf den zweiten Blick für alle Beteiligten sehr befreiend. Wer schliesslich weiss, wie man sich wo bewegt und welche Haltung die Unternehmensperspektive am besten vertritt, kann sich entsprechend Einbringen ohne in das berühmte Fettnäpfchen zu treten.

Ich spreche nicht von Regelbüchern oder uniformiertem Personal, ich spreche von einem gemeinsam erarbeiteten Verhaltenskodex, der immer auch Stil-Richtlinien beschreibt sowie von Vorbildern, die mit besonderen Aufgaben bestückt werden um als Stilikonen zu inspirieren und den „guten Stil“ zu verbreiten.


Äusserlicher Stil zeigt „was“ wir tun - innerlicher Stil zeigt „wie“ wir es tun

"Guter Stil" gilt als Sekundärtugend ohne unmittelbare ethische Relevanz. Doch diese Sicht ist falsch. Es macht einen ethischen und moralischen Unterschied, wie wir etwas tun.

Der Begriff "Stil" hat, so möchte ich hier behaupten, neben der deskriptiven Komponente, die in unserer sozialen Lebenswelt verankert ist, auch eine ästhetische sowie eine ethisch-moralische Dimension. Alle drei Dimensionen sind untrennbar miteinander verbunden. Man könnte sogar sagen, es handle sich um einen Begriff, weil er ästhetische und ethisch-moralische Wertungen gleichermassen einschliesst. Mit anderen Worten: Stil verbindet unsere Lebenswelt mit dem Schönen und Guten, also mit der äußeren Form sowie der Frage, wie wir selbst leben und wie wir andere behandeln sollen. Aus dieser Überlegung lassen sich womöglich Ansätze zu einer "Ethik des Stils" gewinnen.

Schlechter Stil kann die moralische Qualität von Handlungen korrumpieren.

Jemand könnte sich etwa grosszügig erweisen, indem er einem Strassenbettler Geld gibt. Wenn er dem Bettler mit einer abschätzigen Geste ein Bündel Geldscheine vor die Füsse wirft, womöglich vor den Augen der Passanten, dann ist das bestimmt schlechter Stil.

Schlechter Stil kann Menschen demütigen. Aber es ist nicht bloß Stillosigkeit, einen langjährigen Mitarbeiter aufzufordern, binnen zwei Stunden das Büro zu räumen oder eine Beziehung per SMS zu beenden. Der "schlechte Stil" drückt Mangel an Respekt aus. Er attackiert die Würde und den Stolz der anderen Person.

Von einem Menschen mit "Stil" erwarten wir, dass er soziale Regeln und Konventionen respektiert - und dass er weiß, wie man sich in einer bestimmten Situation angemessen verhält. Insofern steht Stil in einer gewissen Beziehung zu unseren Umgangsformen. Höflichkeit bedeutet zunächst einmal nicht mehr - allerdings auch nicht weniger - als die Unterordnung unter geltende Konventionen des guten Benehmens.


Haltung braucht Vorbilder - Unternehmen brauchen Stilikonen

Ich war viele Jahre für die Lehrlingsausbildung und Personalentwicklung verantwortlich und habe festgestellt, dass sich junge Menschen oder neue Mitarbeitende rasant schnell zu internen Stilikonen entwickeln können, wenn sie berufliche Vorbilder um sich hatten. Sie haben schnell begriffen, wie man sich kleidet, wie man spricht und welche Haltung für welchen Fall angemessen ist. Durch zuhören und beobachten haben sie den Stil ihres Vorbildes übernommen und damit ihren eigenen Reifeprozess gestartet und mit der Zeit daraus den eigenen Stil entwickelt.


Dort wo keine oder schlechte Vorbilder die Begleitung für die Einführung oder die Ausbildung übernahmen, gab es gut und gerne Diskussionen über den Umgang mit anderen, der äusseren Erscheinung oder der Art und Weise des Verhaltens. Allzu oft war der Grund für Vertragsauflösungen Seitens Arbeitgeber die Erkenntnis, dass die betroffenen Mitarbeitenden nicht den gleichen „Stil“ haben, wie im Unternehmen gewünscht.

Heute weiss ich, dass mangelnder Stil in direkter Wechselwirkung zu mangelnden Vorbildern, Führungskräften, Richtlinien, Verhaltenskodex und Werteorientierung stehen.


Wissenschaftliche Erkenntnisse über destruktives Verhalten und deren Ursachen veranschaulichen, dass beispielsweise durch die Mitläufer-Dynamik genauso positives wie schlechtes Verhalten multipliziert wird.

Wer also den Unternehmensstil prägen will, tut gut daran, sich entsprechende Fragen zu stellen:

  • Wie Stilsicher bin ich selbst - in welchen Punkten zeige ich Stil und in welchen Bereichen habe ich noch Potential?

  • Wie lautet die Antwort, wenn ich jemand anders frage?

  • Von wie vielen Stilikonen bin ich umgeben, welche sind meine Vorbilder?

  • Sind die internen Stilikonen beauftragt mit Rollen und Aufgaben den gewollten vs. zufälligen Unternehmensstil zu multiplizieren?

  • Verfügen die Stilikonen über das notwendige Wissen und Wertschätzung für diese Aufgabe oder Rolle?

  • Haben wir einen Verhaltenskodex, der gemeinsam mit der Belegschaft erarbeitet wurde und auf Werte und deren unterschiedliche Interpretationen eingeht?

  • Nutzen wir unseren Verhaltenskodex im Alltag für Reflexion, Feedback und Konsequenz?

  • Was sagen die Kunden über den Unternehmensstil?

Guter Stil erfordert die Achtung der eigenen Würde

Guter Stil erfordert aber nicht nur Respekt für andere, sondern auch die Achtung der eigenen Würde. Indem wir unseren Stil kultivieren, erschaffen wir auch unser Selbst. Wir können schwerlich ein gelingendes Leben führen, ohne auf seine äussere Form zu achten. Indem wir die Form wichtig nehmen, zeigen wir auch, dass uns der Inhalt wichtig ist. Darin liegt die tiefere, ethische Dimension von scheinbar reinen Geschmacksfragen wie Wohnungseinrichtung oder Kleidung.

Wer sich nachlässig kleidet oder seine Wohnung verkommen lässt, zeigt damit nicht nur, dass es ihm egal ist, wie er auf andere wirkt. Es fehlt ihm auch an Selbstrespekt.


Wir können wissen, was guter und schlechter Stil ist. Denn in Stilfragen orientieren wir uns an Normen und Konventionen, etwa an Geboten der Höflichkeit.

Eine Ethik des Stils geht weder von unbedingten Pflichten aus, noch beurteilt sie Handlungen ausschließlich nach deren Konsequenzen. Vielmehr nimmt sie an, dass wir in der Lage sind, in unserer sozialen Welt "guten" von "schlechtem" Stil zu unterscheiden - und danach zu handeln.


Deshalb ist es unumgänglich in der Kulturarbeit den Unternehmensstil genau unter die Lupe zu nehmen und Stilikonen mit Haltung, Würde, Anstand, Eleganz und Geschmack zu den Zukunftskompetenz zu zählen.

Wir unterstützen Sie gerne dabei.


Quellen:

Thomas Vasek Warum Stil eine Frage der Moral ist Philosophiezeitschrift „Hohe Luft“

Carolin Lüdemann Business mit Stil Financial Times

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Herzlich, Ihre Kulturboosterin

Manuela Broz








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