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  • AutorenbildManuela Broz

Gute Führung -Zukunftskompetenz Stil

Aktualisiert: 21. Feb.

Stil ist mehr als eine Art wie man sich anzieht, spricht oder wie man sich gibt. Stil ist eine Frage der Haltung, des Anstandes, Respekts und der Würde.

Wir klären auf, warum Stil eine Zukunftskompetenz für Führungskräfte ist und zeigen, dass gute Führung mit gutem Stil einhergeht.

Wenn ein Regierungsrat mit einem Einkommen von 280 000 Franken und einer Spesenpauschale von 8000 Franken seinen Z'Nüni für CHF 1.15 zusätzlich als Spesen verbucht, sagen wir, wie die meisten: Das ist schlechter Stil!

Die kollektive Komponente von Stil zeigt sich in der Unternehmenskultur. Schliesslich finden wir in ihr die Antwort auf die Frage wie und auf welche Art eine Organisation ihren Zweck erfüllt.


Wie stehts um deinen „Style“? Wir haben 4 Stilmerkmale für Führungskräfte mit Reflexionsfragen ausgearbeitet.




Gute Führung eine Frage des Stils
Gute Führung: Eine Frage des Stils

Wenn wir von gutem Stil sprechen, verwenden wir den Begriff meistens auf eine beschreibende Weise. Kleidet sich eine Person unserer Meinung nach elegant oder geschmacksvoll, hat sie Stil.

Mit Stil kann auch eine wertende Komponente einhergehen. Ein "schlechter Führungsstil" ist wahrlich kein Kompliment für die Eigenschaften eines Vorgesetzten; wenn wir sagen, jemand habe "Stil", dann meinen wir das in einem anerkennenden, respektvollen Sinn. Wir verbinden damit Attribute wie Eleganz, Geschmack, Anstand, Haltung und Würde.

Um es vorweg zu nehmen: Ich bin weder Stilexpertin noch möchte ich mit dem Zeigefinger auf andere zeigen. Jedoch stelle ich in meiner Tätigkeit für Führung und Kulturberatung fest, dass der Unternehmensstil oft nicht dem entspricht, was sich die Beteiligten selbst wünschen und schon gar nicht den kommunizierten Organisations-Werten entspricht. Ich stelle ausserdem fest, dass gegen schlechten Stil selten Sanktionen ausgesprochen werden.

Die kollektive Betrachtung zum Thema könnte auf den ersten Blick als einengend empfunden werden; sie ist aber auf den zweiten Blick für alle Beteiligten sehr befreiend. Wer schliesslich weiss, wie man sich wo bewegt und welche Haltung die Unternehmensperspektive am besten vertritt, kann sich entsprechend einbringen ohne in das berühmte Fettnäpfchen zu treten.



Äusserlicher Stil zeigt „was“ wir vorgeben zu sein - innerlicher Stil zeigt „wie“ wir tatsächlich sind

Stil verbindet unsere Lebenswelt mit dem Schönen und Guten, also mit der äusseren Form sowie der Frage, wie wir selbst leben und wie wir andere behandeln sollen. Aus dieser Überlegung lassen sich womöglich Ansätze zu einer "Ethik des Stils" gewinnen.

Schlechter Stil kann die moralische Qualität von Handlungen korrumpieren.

Jemand könnte sich etwa grosszügig erweisen, indem er einem Strassenbettler Geld gibt. Wenn er dem Bettler mit einer abschätzigen Geste ein Bündel Geldscheine vor die Füsse wirft, womöglich vor den Augen der Passanten, dann ist das bestimmt schlechter Stil.

Schlechter Stil kann Menschen demütigen. Aber es ist nicht bloss Stillosigkeit, einen langjährigen Mitarbeiter aufzufordern, binnen zwei Stunden das Büro zu räumen oder eine Beziehung per SMS zu beenden. Der "schlechte Stil" drückt Mangel an Respekt aus. Er attackiert die Würde und den Stolz der anderen Person.

Von einem Menschen mit "Stil" erwarten wir, dass er soziale Regeln und Konventionen respektiert - und dass er weiss, wie man sich in einer bestimmten Situation angemessen verhält. Ein Ranghoher Politiker mit Pauschalspesen zeigt bestimmt keinen guten Stil, wenn er sein z'Nüni abrechnet, obwohl er Pauschalspesen hat. Das ist kleinlich und die Frage stellt sich zurecht, was würde mit einem Mitarbeiter in der Kantonsregierung passieren, würde er das gleiche tun?


Haltung braucht Vorbilder - Unternehmen brauchen Stilikonen

Ich war viele Jahre für die Lehrlingsausbildung und Personalentwicklung eines Unternehmens mit 12'000 Mitarbeitenden verantwortlich und habe festgestellt, dass sich junge Menschen oder neue Mitarbeitende rasant schnell zu internen Stilikonen entwickeln können, wenn sie berufliche Vorbilder um sich hatten. Sie haben schnell begriffen, wie man sich kleidet, wie man spricht und welche Haltung für welchen Fall angemessen ist. Durch zuhören und beobachten haben sie den Stil ihres Vorbildes übernommen und damit ihren eigenen Reifeprozess gestartet und mit der Zeit daraus den eigenen Stil entwickelt.

Dort wo kaum oder sogar schlechte Vorbilder die Begleitung für die Auszubildenden übernommen haben, gab es gut und gerne Diskussionen. Man musste die Auszubildenden eher darauf hinweisen, dass das äussere Erscheinungsbild oder das Verhalten nicht so ganz oder gar nicht zur gewünschten Kultur passt.

Heute weiss ich, dass mangelnder Stil in direkter Wechselwirkung zu mangelnden Vorbildern, Führungskräften, Richtlinien, Verhaltenskodex und Werteorientierung steht.

Wissenschaftliche Erkenntnisse über destruktives Verhalten und deren Ursachen veranschaulichen, dass die Wahrscheinlichkeit für Mitläufertum dann am grössten ist, wenn es sich um Vorbilder, also Vorgesetzte oder sehr erfahrene Kollegen handelt (Vgl. KPMG Forensic, 2014, S.23).

Gute Führung gelingt bei gutem Unternehmensstil

Wer guten Führungsstil anwenden und vorleben will, tut gut daran, wenn er selbst Vorbilder hat. Durch Beobachten und fühlen, was gute Führung mit einem selbst macht, beginnt man zu verstehen, warum sich Menschen so oder anders verhalten. Wer mit gesunder Selbstreflexion und offenen Rückmeldungen führt, weiss, wie es um den eigenen Stil steht. Hier eine Einladung zur Reflexion mit Fragen zum eigenen Stil, die gerne auch im Team gestellt werden können:

  • Wie Stilsicher bin ich? - in welchen Punkten zeige ich Stil und in welchen Bereichen habe ich noch Potential nach oben?

  • Wie lautet die Antwort, wenn ich jemand anders zu meinen Stilkompetenzen frage?

  • Von wie vielen Stilikonen bin ich umgeben, welche sind meine Vorbilder?

  • Sind bei uns die internen Stilikonen durch entsprechende Rollen und Aufgaben betraut, den gewollten Unternehmensstil zu verbreiten?

  • Haben wir einen Verhaltenskodex, der gemeinsam mit der Belegschaft erarbeitet wurde und der auf die Interpretationen von Werten eingeht?

  • Greifen wir konsequent durch, wenn schlechter Stil gerade bei Vorbildern vorkommt?

  • Nutzen wir unseren Verhaltenskodex für regelmässige Reflexion, und Feedback?

  • Wie bewerten unsere Kunden unseren Unternehmensstil?


Guter Stil erfordert die Achtung der eigenen Würde

Guter Stil erfordert nicht nur Respekt für andere, sondern auch die Achtung der eigenen Würde. Indem wir unseren Stil kultivieren, erschaffen wir auch unser Selbst. Wir können schwerlich ein gelingendes Leben führen, ohne auf seine äussere Form zu achten. Indem wir die Form wichtig nehmen, zeigen wir auch, dass uns der Inhalt wichtig ist. Darin liegt die tiefere, ethische Dimension von scheinbar reinen Geschmacksfragen wie Wohnungseinrichtung oder Kleidung.

Wer sich nachlässig kleidet oder seine Wohnung verkommen lässt, zeigt damit nicht nur, dass es ihm egal ist, wie er auf andere wirkt. Es fehlt ihm auch an Selbstrespekt.


Wir können wissen, was guter und schlechter Stil ist. Denn in Stilfragen orientieren wir uns an Normen und Konventionen, etwa an Geboten der Höflichkeit.

Eine Ethik des Stils nimmt an, dass wir in der Lage sind, in unserer sozialen Welt "guten" von "schlechtem" Stil zu unterscheiden - und danach zu handeln.


Deshalb ist es unumgänglich in der Kulturarbeit den Unternehmensstil genau unter die Lupe zu nehmen und Stilikonen mit Haltung, Würde, Anstand und Geschmack zu den förderlichen Zukunftskompetenzen für gute Führung zu zählen.


Quellen:


Viel Freude beim Lernen. Ausprobieren. Verfeinern. Anpassen


Manuela Broz

Kulturboosterin

In der Raketenwissenschaft ist ein Booster ein Hilfstriebwerk, das der Startrakete den nötigen Schub verleiht - ein Kulturbooster ist ein Verstärker der das Potential von Unternehmen und Individuen zum Abheben bringt.


Zur Autorin:

Manuela Broz begleitet seit 35 Jahren Unternehmen und Menschen in der Stärkung ihres Potentials mit Führung und Kulturberatung.

Sie bietet Coaching und Trainings für künftige und gestandene Führungskräfte, die ihre Transformationsrolle mit geschärftem Blick für unternehmerische und kulturelle Zusammenhänge verstehen und mit ansteckender Begeisterung umsetzen wollen.

Mehr Informationen auf kulturbooster.com










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